Der nächste Lehrgang fand an der TSLw 1 (Technische Schule der Luftwaffe) auf dem Fliegerhorst in Kaufbeuren statt, wo auch die militärischen Fluglotsen ausgebildet wurden. Dort kannte ich mich ja bestens aus.
Als Zivilisten hatten wir zwar Zugang zum Fliegerhorst, aber eine Unterkunft mussten wir uns in der Stadt suchen. Bauer Hauser vermietete auch Zimmer und so konnten Detlef und ich dort einziehen.
Auf dem Hof hatten wir Narrenfreiheit, jedenfalls soweit es unseren Tick betraf.
Einer unserer Kollegen fuhr am Wochenende des Öfteren nach Hause. Seine Eltern hatten in der Nähe eine Hühnerfarm, und wenn er zurückkam, brachte er Eier mit. Die faulen wurden aussortiert und auf einen Pfosten neben der Gartentür gelegt. Detlef und ich haben sie dann mit unseren Luftgewehren abgeschossen, und sie wurden zu Gartendünger verarbeitet.
Detlef hielt alles im Bild fest.
Der Schwerpunkt dieses Lehrgangs lag auf der eigentlichen Lotsentätigkeit, die darin besteht, eine sichere, geordnete und flüssige Abwicklung des Luftverkehrs zu gewährleisten. Wir lernten die Verfahren kennen, die angewandt wurden, und übten sie anhand von Simulationen.
Ein Flugzeug wird vom Start bis zur Landung kontrolliert, und diese Kontrolle wird von unterschiedlichen Flugsicherungsstellen wahrgenommen.
Der Tower
Die Flugplatzkontrolle (aerodrome control) ist zuständig für alle Luftfahrzeugbewegungen im Nahbereich eines Flugplatzes, der sog. Kontrollzone (control zone), sowie auf dem Boden des Flugplatzgeländes.
Die Anflugkontrolle
Die Anflugkontrolle (approach control) führt die Luftfahrzeuge von den Luftstraßen zu einem geeigneten Punkt in der Nähe des Zielflugplatzes, von dem aus der Pilot den Anflug selbständig – oder mit Hilfe von bodenseitigen Navigationsanlagen – fortsetzen kann. Die Anflugkontrolle ist auch für die startenden Luftfahrzeuge zuständig.
Die Streckenkontrolle
Der dritte Bereich ist die Streckenkontrolle (area control). Hier wird der Verkehr auf den Luftstraßen überwacht. Der Luftraum ist horizontal und vertikal in unterschiedlich große Sektoren eingeteilt. Jeder Sektor arbeitet auf einer eigenen Frequenz, und die Luftfahrzeuge werden von Sektor zu Sektor übergeben. Vertikal unterscheidet man in unteren sowie oberen Luftraum.
Das eine oder andere Problem wurde während der Pause besprochen.
Zur Durchführung des Sprechfunks nach Instrumentenflugregeln (IFR) – der grundsätzlich in Englisch abgewickelt wird – muss das Allgemeine Sprechfunkzeugnis für den Flugfunkdienst (AZF) erworben werden. Das betrifft sowohl Fluglotsen als auch Piloten.
Die Prüfung erfolgte am 21. September an der Flugsicherungsschule in München.
Das AZF gilt weltweit, unterliegt keiner zeitlichen Beschränkung und verfällt nicht. Somit wäre ich rein theoretisch immer noch berechtigt, den Sprechfunkverkehr in jedem Flugzeug auszuüben.
Nachdem der Lehrgang beendet war, wurden Detlef und ich wieder zur FS-Stelle Köln abgeordnet, wo ich meinen Dienst am 12. Oktober 1970 antrat.