Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) ist ein militärischer Verband der Luftwaffe mit folgenden Aufgaben:
Lufttransporteinsätze
Passagier- und Frachtabfertigung
Herstellen und Erhalten der Einsatzbereitschaft
Abwicklung des Regierungs- und Staatsflugbetriebes
Kernauftrag des Verbandes ist die Vorbereitung und Durchführung von Lufttransporteinsätzen im Lang-, Mittel- und Kurzstreckenbereich. Sie gliedern sich wie folgt:
Personal- und Materialtransporte
für Dienststellen und Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr im Ausland
bei Übungen
bei Einsätzen der Bundeswehr im Rahmen nationaler und internationaler Maßnahmen zur Sicherheitsvorsorge und Krisenreaktion
VIP-Transportflüge innereuropäisch/weltweit für den politisch-parlamentarischen Bereich
Flüge zur Unterstützung humanitärer Hilfsaktionen und in Katastrophenfällen, hier insbesondere im Langstreckenbereich
Lufttransport von Kranken und Verwundeten
Ein wesentlicher Bereich ist die Durchführung des Regierungs- und Staatsflugbetriebes sowohl des eigenen politisch-parlamentarischen Bereiches als auch mit hochgestellten Gästen der Bundesrepublik Deutschland.
Mein Dienst bei der Flugbereitschaft begann am 1. August 1963. Als Bordfunker war ich in erster Linie für den Funkverkehr auf Kurzwelle zuständig. Während eines Fluges hatte ich ständig Kontakt mit unserer Bodenfunkstelle in Köln-Wahn. Inhalt der Funksprüche waren meist Start- und Landezeiten sowie Positionsmeldungen, Angaben über den Zustand der Maschine und eventuelle Ersatzteilanforderungen. Hinzu kamen Anweisungen der Flugbereitschaft an den Flugzeugkommandanten, beispielsweise dann, wenn die Maschine umgeleitet werden musste. Außerdem versorgte ich die Piloten mit Wettervorhersagen für den Zielflughafen und Streckenwettervorhersagen, wenn wir uns außerhalb der Reichweite von UKW-Funkstationen befanden (Transatlantikflüge, Afrika).
In der Zeit vom 15. August bis 9. September nahm ich an Einweisungsflügen teil, um die Funkgeräte der unterschiedlichen Flugzeugtypen und meine Aufgaben als Funker kennen zu lernen.
Douglas DC-3 (C-47)
Cockpit
Convair CV-440
Douglas DC-6B
Auszug aus meinem ersten Funkspruch während der Einweisungszeit
Im Klartext bedeutete das
Q- und Z-Gruppen dienen der Beschleunigung des Funkverkehrs. Es gibt etliche davon und die gebräuchlichsten sollte man schon auswendig kennen. Sie wurden unverschlüsselt gesendet. Mitteilungen, die die Flugbereitschaft betrafen, wurden mit einem täglich wechselnden Code verschlüsselt und dann in Vierergruppen gesendet.
Am 9. September war der letzte Einweisungsflug, und danach musste ich dann alleine sehen wie ich klar kam. Zunächst wurde ich bis Mai 1964 ausschließlich auf der DC3 eingesetzt.
Ich nahm an Flügen teil, die sowohl Zivil- als auch Militärflugplätze betrafen.
In Deutschland waren das:
Ahlhorn, Bremen, Bremgarten, Büchel, Celle, Diepholz, Düsseldorf, Eggebeck, Erding, Fassberg, Finkenwerder, Frankfurt, Fürstenfeldbruck, Geilenkirchen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Hopsten, Husum, Ingolstadt, Jagel, Jever, Kiel, Kitzingen, Landsberg, Lechfeld, Leck, Leipheim, Lemwerder, Memmingen, München, Neubiberg, Neuburg, Nürnberg, Oberpfaffenhofen, Oldenburg, Ramstein, Schleswig, Söllingen, Stuttgart, Sylt, Wittmundhaven, Wunstorf, Zweibrücken
Im Ausland:
Andrews (Washington), Athen, Beirut, Bordeaux, Brüssel, Conakry (Guinea), Dakar (Senegal), Decimomannu, Elmas und Cagliari (Sardinien), El Ajun (Westsahara), El Paso, Entebbe (Uganda), Ernest Harmon, Gander und Goose Bay (Neufundland-Labrador), Froson (Schweden), Gibraltar, Halifax (Nova Scotia), Hurn (England), Istres, Keflavik, Khartum (Sudan), Kopenhagen, Lajes (Azoren), Las Palmas, Lawton (Oklahoma), Lissabon, Los Alamitos (Los Angeles), Luxemburg, Lyon, Mc Guire, Malta, Marrakesch, Marseille, Mont de Marsan, Montpellier, Montreal, Neapel, Nimes, Northolt, North Bay (Ontario, Kanada), Oslo, Ottawa, Paris, Prestwick (Schottland), Wright-Petterson (Ohio), Rabat, Redstone (Huntsville, Alabama), Reims, Rom, Sevilla, Shannon (Irland), Sheppard (Texas), Schiphol (Amsterdam), Southend, Stockholm, Straßburg, Trenton (New Jersey), Toronto, Turin, Toulouse, Vaerlose (Dänemark), Wheelus (Tripolis, Libyen), Winnipeg, Zürich
Zu den Fluggästen gehörten:
Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, Bundespräsident Heinrich Lübke, Bundestagspräsident Dr. Gerstenmeier, Ministerpräsident Goppel, Bundesratspräsident Filbinger, die Minister Brandt, Bucher, Dahlgrün, Dollinger, Heck, Höcherl, Katzer, Lücke, Mende, Schiller, Schmücker, Schröder, Strauß, Stücklen und von Hassel, die Staatssekretäre Gumbel und Dr. Carstens, MdB Barzel und MdB Adorno, Generäle, Admiräle und Bischöfe. Hierbei handelte es sich meistens um sog. VIP-Flüge.
Am 11. Mai 1964 flog ich mit der DC6 zum ersten Mal in die USA.
Bevor es über den Atlantik ging, wurde in Prestwick (Schottland) noch mal vollgetankt. Nach ca. 3700 km und einer Flugzeit von 9 Stunden und 30 Minuten landeten wir auf der Ernest Harmon Air Force Base (Neufundland). Von dort aus ging es nach McGuire, einer Air Force Base in der Nähe von New York. Viel Zeit hatte ich zwar nicht, aber der Stehtag reichte zu einem Besuch bei „Verwandten“, die in dem nur 20 km entfernten Pemberton wohnten.
Hier konnte ich ein Taxi mieten.
Eigentlich war Tante Elly ja keine richtige Tante von mir, aber meine Mutter nannte sie immer so, und deshalb sagte auch ich „Tante” zu ihr. Ursprünglich wohnte sie in Wuppertal, war dann aber mit ihrem Bruder nach Amerika ausgewandert und hatte uns nach dem Krieg häufig Pakete mit Lebensmitteln geschickt. Besonders an die Schokolade kann ich mich noch gut erinnern. Niemand von uns hatte wohl jemals damit gerechnet, dass wir uns einmal in Amerika treffen würden, und die Freude auf beiden Seiten war groß.
Von Mc Guire aus ging es dann weiter nach Redstone (Alabama) und Lawton (Oklahoma). Wetterbedingt erfolgte der Rückflug über die Südroute mit einer Zwischenlandung in Lajes auf den Azoren. Von nun an wurde ich häufiger auf der DC6 eingesetzt und das bedeutete Langstreckenflüge, hauptsächlich in die USA. Der nächste Flug erfolgte am 8. Juni. Den Stehtag in Mc Guire konnte ich diesmal nutzen, um nach New York zu fahren.
In den USA war uns das Tragen von Uniform außerhalb militärischer Einrichtungen erlaubt, was zu dieser Zeit in mehreren anderen Ländern nicht der Fall war. Es gab auch keine Probleme. Wenn wir angesprochen wurden, was häufig geschah, dann immer freundlich.
Blick vom Empire State Building