An weiteren militärischen Lehrgängen musste ich nicht mehr teilnehmen.
Einmal bekamen wir eine Einweisung in den Gebrauch der Rettungsinseln. Die Übung fand an der Nordsee statt.
Mit einem Boot der Marine fuhren wir ein Stück weit auf die Nordsee hinaus.
Die Rettungsinseln kannte ich ja schon.
Dann kam ein Hubschrauber, und die Insassen der Rettungsinsel wurden abgeborgen. Leider war ich nicht dabei, da die Teilnehmerzahl begrenzt war.
Bisher war ich ja „nur“ mit der DC3 und der DC6 geflogen. Das änderte sich nun, denn ab Juli 1965 wurde ich auch auf der Convair eingesetzt. Die Convair war für mich das „ideale“ Reiseflugzeug. Im Gegensatz zur DC3 und zur DC6 bot sie für die Passagiere wesentlich mehr Flugkomfort (eine Version war sogar mit Ledersesseln ausgestattet). Sie lag – was die Reichweite betraf – zwischen der DC3 und der DC6. Flüge in die USA waren zwar nicht möglich, aber Plätze in Afrika konnten durchaus noch in akzeptabler Zeit erreicht werden. Außerdem hatte sie eine Druckkabine. Dadurch flog sie – abhängig natürlich von der Wolkenhöhe – meist außerhalb der Turbulenzen und lag dann wesentlich ruhiger als die DC3.
Zum Vergleich einige technische Daten:
Von nun an wurde ich im Wechsel auf allen drei Flugzeugtypen eingesetzt.
Die Innenausstattung der DC3 war nicht gerade luxuriös, und mit den relativ schmalen Sitzen gab es für einige Fluggäste Probleme, wenn sie sich anschnallen mussten (Start, Landung, Turbulenzen). Ansonsten hatten sie aber zwei Sitzplätze zur Verfügung, da sie die Armlehnen hochklappen konnten.
Die Crews der DC3 bestanden fast nur aus Kameraden, die schon während des 2. Weltkriegs geflogen waren. Die organisatorischen Qualitäten von einem dieser Kameraden lernten wir besonders zu schätzen. Egal wo wir landeten, er kannte immer jemand, bei dem er etwas Essbares (meist umsonst) organisieren konnte.
Nach jeder Landung wurde er hektisch und eilte mit den Worten „Achile, Achile!“ (Essen, Speise) in irgendein Flughafengebäude. Kurze Zeit später erschien er dann wieder – mit Tüten bepackt – und berichtete voller Stolz über seine Connections.
Bis nach Amerika reichten seine Connections allerdings nicht, da musste ich mich schon selber versorgen.
Ein weiteres Talent bestand darin, dass er seine Fische zum Nulltarif aus dem Ausland füttern konnte. Dazu hatte er über dem Aquarium eine einfache, aber wirkungsvolle Vorrichtung konstruiert: Immer dann, wenn das Telefon klingelte, schleuderte der Klöppel das Fischfutter ins Aquarium, und die Fische waren versorgt. Er rief also zu Hause an – seine Frau hatte er vorher angewiesen, den Hörer nicht abzunehmen – und legte nach einer Weile wieder auf.
Von links nach rechts: der Kommandant, der Copilot (Achile, Achile), der Bordmechaniker, der Bordfunker (ich), Minister Schmücker (Sitzprobleme) und als Empfangschef der Fliegerhorst-Kommandant
3. – 6. August 1965: Mit der DC3 in Lissabon
Taxi
Fischerhafen am Tejo
Muschelsucher
„Wo das Land endet, und die See beginnt“
Cap Roca, der westlichste Punkt Festlandeuropas